Ursprung in Indien
Der Kampf ist so alt wie die Menschheit. Aus Einzeltechniken, die es ermöglichten, seinen Gegner zu besiegen, entstanden komplexere Kampfkünste, die von Familien, Stämmen und Ständen weitergegeben
und entwickelt wurden. Innerhalb von antiken Hochkulturen konnten sich diese Kampfkünste zu Weltanschauungen mit religiösem Hintergrund weiterentwickeln, die teilweise bis heute überliefert
wurden.
Eine dieser sehr alten Kampfkünste ist das Kalari-Payat (übersetzt etwa "Schlachtfeld-Training"), welches zur Zeit der Harappa-Kultur (um 2500 - 1700 v. Chr.) in der Provinz Kerala (Südindien)
begründet wurde.
Ihm liegt, wie dem Hinduismus, der in der gleichen Zeit entstand, das universelle Konzept der Schaffung, Erhaltung und Zerstörung sowie das Prinzip der Polarität (heute bekannt als Yin-Yang-Prinzip) zu Grunde. Es ist daher nicht nur auf Verletzung und Tötung, sondern gleichermaßen auch auf Wohlbefinden und Heilung ausgelegt. Dies ist leicht verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß für beide Prinzipien die Kenntnis von der Lage und Funktion von Organen, Nervenpunkten und Energiekanälen unerläßlich ist.
Den ersten großen Einfluß auf das Kalari-Payat übte die Eroberung Indiens durch indogermanische Stämme um 1500 v. Chr. aus. Aus diesen Kulturen wurden vor allem deren überlegene Waffen und
Waffentechniken übernommen, die heute weite Teile des Kalari-Payat prägen. Ein, besonders im Hinblick auf die geistige Seite, noch viel größerer Einfluß ging von dem um 500 v. Chr. aufkommenden
Buddhismus aus.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Shaolin Kempo Chuan Fa?
Shaolin (chin.) wörtlich: „Junger Wald“ bezieht sich auf das legendäre Kloster in der Provinz Henan. In China existierten mehrere Klöster mit der Bezeichnung Shaolin, welches hier aber gemeint ist,
befindet sich noch heute, nachdem es 1723 und 1928 völlig zerstört und abermals 1957 wieder aufgebaut wurde, in der o. g. Provinz.
Zu Beginn des 3. Jahrhunderts suchte in der Nähe der alten Hauptstadt Luoyang in einem Bergmassiv mit dem Namen Haoshan auf dem Berg Song eine Gruppe buddhistischer Mönche Zuflucht vor den Wirren
der damaligen Zeit. Sie bauten mit Hilfe der Bauern einen Tempel den sie mit einer hohen Steinmauer umgaben.
Zum Schutz vor Wind pflanzten die Mönche rund um das Kloster junge Kiefern und so entstand der Name Shaolin.
Wie schon erwähnt wahren es unsichere Zeiten und nicht selten fielen Klöster brutalen Räuberbanden zum Opfer. Somit mußten die Mönche für Ihren Schutz sorgen. Aus diesem Grund hielten sich oft Meister der Kampfkünste auch im Shaolin - Kloster auf und unterrichteten die Mönche im Selbstschutz.
Über die Jahrhunderte gerieten jedoch auch hier die Kampfkünste fast völlig in Vergessenheit, denn der Kaiser ließ nach einem Erlaß eine Garnison zum Schutz des Klosters bauen. Erst im 6.
Jahrhundert als der Chan - Buddhismus (jap. Zen - Buddhismus) durch seinen Begründer Bodhidhrama in Shaolin Einzug hielt, wurden die Kampfkünste wieder Mittelpunkt des Klosterlebens. Die Reinigung
des Geistes ließ sich, nach dem Chan - Buddhismus, gut mit dem Kräftigen des Körpers vereinbaren.
So wurde das Shaolin - Kloster zum Zentrum des Quanfa in China.
Kempo (jap./okin.)
wörtlich: „Gesetz der Faust“, sinngemäß der allgemeine Oberbegriff für Kampfkünste. Es wird mit den selben Schriftzeichen geschrieben wie Quan Fa bzw. Chuan Fa (chin. für Gesetz der Faust/
Wissenschaft des Faustkampfes) und bezeichnet in erster Linie Kampfkünste, die ihren Ursprung in China haben.
Seine eigentliche Bedeutung, im Sinne des Wortes, ist "Lehre der Faust" oder "Weg der Faust". Da dieser Shaolin- Stil über China, Japan, Indochina, Mongolei, Indonesien nach Europa kam, erklärt sich
der zusammengesetzte Name Shaolin Kempo.
Um nicht immer den gesamten Namen: Shaolin Kempo Chuan Fa benutzen zu müssen, sei darauf hingewiesen, das auch die Bezeichnungen: Kempo, Shaolin Kempo, Chuan Fa, Kempo Nada oder Quan Fa verwendet
werden. Alle Ausdrücke stehen jedoch für ein und dasselbe System.
Shaolin (Kempo) Chuan Fa ist eine der ältesten chinesischen waffenlosen Kampfkunst, bei der sämtliche Gliedmaßen zu natürlichen Abwehr- und Angriffswaffen ausgebildet
werden.
Aber in erster Linie wird Shaolin (Kempo) Chuan Fa zur Verteidigung angewendet.
Daher sind die Techniken des Shaolin (Kempo) Chuan Fa reine Selbstverteidigungstechniken.
Fäuste, Handkanten, Finger, Ellbogen, Knie, Kopf und Füße werden dabei wirkungsvoll eingesetzt, um zu schlagen, zu stoßen und zu treten.
Während Shaolin Kempo in China in erster Linie den Faustkampf ohne Waffen bezeichnet, versteht man in Japan unter Kempo beliebige Kampfformen, bei denen auch die Anwendung einer Handwaffe zugelassen
ist.
Dem oberflächlichen Betrachter beziehungsweise dem Anfänger wird fast kein Unterschied zwischen den Techniken des Shaolin Kempo und dem Karate der Japaner auffallen, da letzteres eben daraus
hervorgegangen ist. Beim näheren Betrachten aber sieht man deutlich den Unterschied:
Shaolin Kempo in Europa und Deutschland
Der Stilbegründer des Shaolin Kempo, wie es in Europa trainiert wird, ist der in den Niederlanden lebende Prof. Dr. Phil. Dr. T.C.M. Sifu Tze Prinz Dschero Khan, durch die Annahme
der niederländischen Staatsbürgerschaft Tze-Gerald Karel Meijers. Seit 1950 lebt Dschero Khan in Holland. Hier erst entwickelte er sein Shaolin Kempo.
Er trug seine Kenntnisse aus den verschiedenen Kampfsystemen zusammen und brachte sie in eine für Europäer verständliche Form. Er nahm für die Techniken Begriffe aus der japanischen Sprache, da diese
für die westliche Welt leichter verständlich sind und weil zu diesem Zeitpunkt die japanischen Stile bereits eine größere Verbreitung hatten, als die chinesischen.
Er schuf damit den Vorteil, dass sich der Kempo-Ka (Kempo-Lernende) einfacher mit anderen Kampfkünstlern austauschen konnten.
Sifu Tze wurde am 28. August 1928 in Ulan- Buhar (Mongolei) als Prinz Ganjuuryn Dschero Khan Chen Tao Tze im Adelsgeschlecht der Bordschiggin geboren. Er wuchs aber elternlos in einem
indonesischen Waisenhaus auf. Seine Ahnenreihe geht bis auf den legendären Dschingis Khan zurück. Seine Abstammung wurde im Jahre 1991 von der mongolischen Regierung bestätigt und anerkannt. Er darf
sich seit dem "Berater der Regierung" nennen.
Er lebte in seiner Jugend in verschiedenen Klöstern und studierte die Kampf- und Kriegskünste Chinas. Er erlernte bei dem Mönch Tao Tze Qi Gong, im Hsi Lin Tempel studierte er die chinesischen
Klassiker und die traditionelle chinesische Medizin, im Kloster Hiap Thien Kiong die Kampfkünste Chüan Su und Wu Tang bis zur Meisterschaft.
Sifu Tze wurde als Jugendlicher von dem holländischen General Cornelius Meijers adoptiert und lebte in den unterschiedlichsten Garnisonen der Stationierung seines Adoptivvaters. Er kam dort mit den
verschiedensten Kampfkünsten in Berührung und konnte so die vielfältigen Prinzipien studieren. Besonders intensiv betrieb er zu dieser Zeit Goju Ryu und Kyo Kushinkai.
Dschero Khan war für rund 15 Jahre direkter Schüler des Yamaguchi Gogen ("The Cat"), ein bedeutender Meister des Goju Ryu Karate Do, welches die spätere Entwicklung des heutigen, vor allem in
Deutschland unterrichteten Shaolin Kempo am stärksten geprägt hat. Im Korea-Krieg erlernte er Pochi und Taek Won Do. Nach Schätzungen erwarb Sifu Tze über 200 Lehrer- und Meistergrade in den
Kampfkünsten der Welt.
In den 50er Jahren kamen die beiden Indochina-Veteranen Sifu Tze und der schon 1974 verstorbene Kun-Tao Meister Carl Faulhaber nach Holland zurück und begründeten das heute bekannte Shaolin Kempo.
Sifu Tze entwickelte das Chan Shaolim Si, das Dju-Su und das Kong Soo Tao.
Das Studium des Chan Shaolim Si setzt sich in erster Linie während der ersten Jahre aus den statischen Prinzipien, der Grund- oder auch Laufschule, den Formen, Hauptform ist der
Drachenstil, den Partnerübungen, Pokkets und dem Dju Su, der Selbstverteidigung zusammen.
Der Begriff Chan Shaolim Si entstand am Ende der 70er Jahre, vorher wurde andere Formulierungen wie Wu-Chu, Shadlim Si, Shaolin Kung-Fu oder Nord Shaolin verwendet. Der wohl treffenste Name ist nach
wie vor Drachenstil, in den meisten englisch sprachigen Publikationen wird auch heute der Begriff Dragon-Style benutzt.
Shaolin Kempo ähnelt dem Karate, ist aber weicher, etwas verspielter und wirkt eleganter, woran man die chinesischen Wurzeln erkennt. Charakteristisch ist ein Ausweichen vor dem gegnerischen Angriff,
direkte Konfrontation wird vermieden und die gegnerische Kraft möglichst abgeleitet. Nach dieser Abwehr erfolgen Konter- und Finaltechniken an empfindlichen Stellen des Gegners.
Hermann Scholz aus Kleve und Hans Stresius aus Duisburg-Rheinhausen waren die ersten deutschen Schüler die diese Kampfkunst durch langjähriges Training in den Niederlanden und Deutschland beim
Großmeister Sifu Tze erlernten.
Heute ist das hier betriebene Shaolin Kempo Chuan Fa fast überall im Bundesgebiet zu finden, verstärkt in Nordrhein-Westfalen mit vielen Schulen und Vereinen, die der Deutschen Wushu Federation
angeschlossen sind.
Zu uns nach Blomberg kam Shaolin Kempo Chuan Fa durch Sifu Richard Claase, einem gebürtigen Indonesier, der bei den niederländischen Streitkräften in Blomberg stationiert und direkter Schüler von
Großmeister Meijers war. Die meisten hier in Lippe und Umgebung bestehenden Kempo-Dojos, haben ihren Ursprung im Blomberger-Dojo. Und somit wirkt das Dojo auch weiterhin als Keimzelle der Kampfkunst
Shaolin Kempo Chuan Fa.